Donnerstag, 18. August 2011

Abhängig oder nicht abhängig, das ist die Frage

Diese Woche haben mein neuer Kollege Issa  und ich Wonder Welders, eine Werkstätte für Menschen mit Behinderung, besucht. Issa lernt jetzt gerade alles über seine neue Arbeit und da die Probleme der Menschen mit Behinderung in Tansania wirklich viele und traurige sind, habe ich mir gedacht, ein positiver Beispiel, ein erfolgreiches Unternehmen von Menschen mit Behinderung, kann nicht schaden.

Issa mit Magdalena, die recycltes Papier produziert, für Grußkarten. Zuerst schneidet sie Pappe in  kleine Stückchen, mischt sie mit Wasser. Dann gibt sie Bananen oder Ananasreste dazu (die binden die Masse zusammen). Die Mischung wird auf einen Holzrahmen mit Netz aufgetragen und trocknet dann in der Sonne, hat sie uns erzählt.
 Wonder Welders produzieren Souvenirs für Touristen und Produkte fürs Haus und alltägliches Bedarf aus Altmetal (und inzwischen auch schon aus Glas, Holz und Papier), das ihnen von großen Firmen aus Dar es Salaam gespendet wird. Sie folgen einem Trend: die Produkte der meisten Werkstätten sind für Verkauf an Touristen gedacht; Tansanier brauchen ja keine Souvenirs und kaufen in der Regel auch kein Deko.

Halsketten aus Altglas
Wonder Welders sind in einer Sache aber ganz besonders: der Erlös der Verkäufe ist hoch genug um alle Kosten, inklusive gute Gehälter der ungefähr 40 Mitarbeiter, zu decken. Ehrlich gesagt, ich habe bis jetzt noch von keinem anderen Unternehmen der Behinderten gehört, der selbst-erhaltend wäre!  Also war ich ganz gespannt drauf rauszufinden, wie sie das geschafft haben. Die Wahrheit ist unspektakulär: auch Wonder Welders sind, genauso wie alle andere Unternehmen, die gut laufen, von einem Weisen gegründet worden (der auch das Anfangskapital gesammelt hat). Fachpersonen aus Europa versorgen sie auch heute noch mit Design-Ideen und andersartiger Unterstützung.
Eine 'traditionelle' Maske aus Altmetal

Vielleicht denkt ihr, ich bin zu streng, wenn ich erwarte, dass Tansanier selbst was für sich tun und nicht völlig von ausländischer Hilfe abhängig sind. Aber ich kenne viele reiche Tansanier und sogar einen oder zwei reiche Tansanier mit Behinderung, die leider nicht daran denken, ihren weniger begünstigten Landesleuten zu helfen. Dafür gibt es halt die internationale Gemeinschaft.

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